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Was ist New Work? - Teil 2

Autorenbild: Günter ThomaGünter Thoma

Im Teil 1 wurden die unterschiedlichen Dimensionen von New Work nach Frithjof Bergmann dargestellt. An dieser Stelle wird ausgeführt, was New Work im Sinne eines alternativen Arbeitssystems ist. Dieses besteht aus drei Arbeitsformen:


Arbeitszeitverkürzung

New Work plädiert dafür, die Arbeitszeit stark zu reduzieren. Angesichts der zunehmenden Möglichkeit, dass technologische Arbeitskräfte menschliche ersetzen, aber auch angesichts sich verschlechternder Arbeitsbedingungen, Grenzen des Wirtschaftswachstums und dass immer mehr Menschen Zeitwohlstand zusätzlichem materiellen Wohlstand vorziehen, ist die Arbeitszeitverkürzung die adäquate Antwort auf diese Entwicklung. New Work spricht sich dabei eher für individuelle Lösungen als eine gesamtgesellschaftliche gleiche Verringerung der Arbeitszeit. Aus. Die Reduzierung der Arbeitszeit eröffnet Freiraum für zwei neue Arbeitsformen:


High-Tech-Selfproviding

High-Tech-Selfproviding ist eine neue Form von Selbstversorgung. Diese bedeutet zunächst, dass der Mensch sich Dinge selbst herstellt statt sie zu kaufen. Dadurch macht sich der Mensch unabhängiger vom Geld und damit von der Jobarbeit. Allerdings muss man sich das High-Tech-Selfproviding (HTSP) ganz anders vorstellen als die bisherige Selbst-versorgung. Der Name weist bereits darauf hin: HTSP setzt auf den Einsatz fortschrittlicher Technologie, also von Computern, Fabrikatoren, 3-D-Druckern, neuen Produktions- und Verfahrensweisen sowie das Internet der Dinge. Nach Frithjof Bergmann hat diese Technologie das Potential, dass wir zukünftig einen Großteil unserer Güter des täglichen Bedarfs schnell und einfach selbst herstellen und uns dadurch von der Jobarbeit bzw. vom Zwang zum Geld verdienen unabhängiger machen. HTSP impliziert kein Zurück zur Natur und kein Zurück zur schweren körperlichen Arbeit. Vielmehr macht sie sich die modernste, fortschrittlichste Technologie so dienstbar, dass nicht der Mensch die Hauptlast der Arbeit trägt, sondern Maschinen. Man kann es auch so ausdrücken: was für die klassische Selbstversorgung die Arbeitskraft ist, ist die Technologie für die moderne Selbstversorgung.


Calling

Das Calling ist regelrecht zum Markenzeichen von NW geworden. Keine andere Arbeitsform hat soviel Aufmerksamkeit erregt. Was aber ist das Calling? Was hat es mit der „Arbeit, die wirklich, wirklich wollen“ auf sich? Diese Formel kommt locker daher. Doch ihr Inhalt fusst in der Philosophie bzw. im Menschenbild Bergmanns. Man sollte daher folgende Dimensionen berücksichtigen, um das Calling vollständig zu verstehen:

  • Calling als Gegenbegriff zum Job

  • Calling und der Begriff der Identifikation von Arbeit

  • Calling und Freiheit

  • Calling und die Armut der Begierde

  • Calling und die Selbstunkenntnis

  • Calling und das Konzept des nicht gelebten Lebens


Diese Elemente sind wichtig zum Verstehen von New Work im allgemeinen und von Calling insbesondere. Beispielsweise schreibt Bergmann bezüglich des letzt genannten Punkts explizit in seinem Hauptwerk „Neue Arbeit – Neue Kultur“: „Es ist nicht möglich, die Neue Arbeit zu verstehen, ehe man die Allgegenwärtigkeit des nicht gelebten Lebens verstanden und akzeptiert hat.“ (ebd. Seite 384).

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